Erste Tat im neue Jahr:

Habe ein Regal für mein Büro bei ebay kleinanzeigen gekauft. Leute! Das ist so super! Ich empfehle euch dringend, mehr bei ebay kleinanzeigen zu kaufen! Definitiv ein Kauferlebnis der poetischen Art, wenn man plötzlich mit einer kräftigen Tätowierten und ihrem viel kleineren Freund in einer Mietskaserne im Treppenhaus steht und mit deren Akkuschrauber ein Regal zerlegt, damit es doch ins Auto passt. "Lass's aber nicht draussen stehen, wenn du es ins Auto packst, da gehn die Junkies dran!" Stimmt, die habe ich gesehen. Sogar aus Versehen nach dem Weg gefragt. Sie waren aber sehr nett, die Junkies, obwohl ich sie beim konsumieren gestört habe: Äh... sorry! Frankensteinstrasse Nr. 4?!" "Die vier, da müssen se da runter!" (Junkie zeigt mit Krücke nach rechts) "Nee, ich mein, da!" (Anderer Junkie zeigt ohne Krücke nach links). Tatsächlich standen sie direkt davor. Vor der 4. Und ich habe es vor Schreck erst gesehen, nachdem ich einmal durch Frankensteins komplette Kaserne geirrt bin. Krasses Teil. Hab mich gefühlt, wie in einem Film. Von David Lynch. Alles so winzig, da. Winzige Gartenzwerge auf dem handtuchbreiten Rasenstreifen vor den nidrigen Häusern. Abgeplatze Fassaden, wie in Potsdam Babelsberg. Verhangene Fenster. Geschrei. Aber auch winzige Tannenbäume in den Fenstern. Blinkende Girlanden. Flaggen. Junkies, verschleierte Frauen, ein brabblender, alter Mann. Kann sein, dass die Gartenzwerge über mich gekichert haben. Auf dem Heimweg, mit dem viel zu großen, auseinandergeschraubten Regal auf dem Rücksitz, wurde es dann entgültig surreal: Ich weiss nicht, wo ich da vorbei gekommen bin, aber es war ganz sicher irgendwo am Rand. Von Düsseldorf. Oder der Welt. Irgendwo muss der ja sein. Und da die Erde eine Kugel ist, würde es mich nicht wundern, wenn der variabel ist. Immer irgendwo. Und wer Glück hat, oder Pech (Ansichtssache) der kommt dann eines Tages zufällig da vorbei. An Autowerkstätten, Lattenzäunen, Unkraut, Ölfässern, Graffities und Düsternis. Ich hab mich kurz gefühlt, als wäre ich in Afrika. Oder irgendwo in irgendeiner Bronx. Ein Mann verbrannte Reifen. In Düsseldorf! Ernsthaft! Direkt neben einem riesigen Graffitti-Krokodil. Es stank brutal. Und aufregend. Leere Lastwägen warteten auf irgendwas. Überall Tiere. Krokodile. Und andere Graffitimonster. Dreck. Abenteuer und Gefahr. Deswegen kaufe ich da. Bei ebay kleinanzeigen. Weil ich sonst nie da hin gekommen wäre. An den Rand der Welt. Die ganze Geschichte gäb es nicht. Es sei denn, dass ich sie erfunden habe. Hab ich aber nicht. Kann ich beweisen! Mit dem Regal! Steht schon im Büro. Passt perfekt rein. Beim Einräumen hab ich ein altes Foto gefunden. Hab ich mit veröffentlicht. Erinnerungen bergen natürlich auch jede Menge Poesie. Und 2022 wird das Jahr der poetischen Perspektive. Das Jahr der guten Geschichten. Muss! Gut, dass ihr dabei seid. (Alleine wär's gruselig, am Rand der Welt) Aber ich hab an euch gedacht. Poetisch unterwegs ist man zum Glück nie allein. Schönes Wochenende, guys, girls and crocogirl-guys! Kussi!

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Poesie des Alltags

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Jahresrückblick 2021